Jugend

Hat eine Jugend voller Leben und Verrücktheiten und eine Jugend, die immer erfindungsreicher in den Formen ihres Mitteilungsbedürfnisses wird, noch einen Platz in einer Welt die ausgetrocknet ist? Was bedeutet uns Politikern, Managern und Erziehern eine Jugend, die morgen schon die Basis unserer künftigen Gesellschaft sein soll? Grenzen wir sie nicht aus und sondern sie ab hinter die Gitter unserer Kinderhorte, in die Internate und Erziehungsheime und wenn nicht dorthin, dann jedenfalls in die geradlinige und disziplinierende Ordnung unserer Schulbänke? Ihre Graffitis verurteilen wir als Ungezogenheit, ihre phantasievollen und immer bunter werdenden Frisuren ignorieren wir. Ihre Farbigkeit nehmen wir nicht mehr wahr, sondern bestenfalls ihre schwarze Kleidung – der Ausdruck ihres traurigen Protests, den wir als ungehörig empfinden. Und unsere Farben, die Farbigkeit der Erwachsenen? Sind sie etwas anderes als die Verwitterung des harten Steins und des Stahls, der sich in seinen nicht nachvollziehbaren Windungen vom kalten Himmel abhebt? Oder können wir es wiederum der Jugend überlassen, im Grün der dahinvegetierenden Flechte, die Urform des Lebens zu entdecken, im Rosa eines umbrischen Marmor Rosso, die erdhafte Wärme mediterranen Lebensgefühls zu spüren und sogar im sich windenden Draht den unberechenbaren Trieb einer keimenden Pflanze zu vermuten.

Peter Thuswaldner

FOTOGRAFIE

3 Farbbilder Ilfochrome, je 90x145 cm, Alu-Dipond, Acrylglas

3 SW-Bilder je 30cmx40cm

4 SW-Bilder je 15cmx20 cm Barytpapier in  Stahlrahmen, 390cmx46cm

2003